Bauen und Wohnen

Herausforderungen durch Zuzug, Fortzug und Folgen des demographischen Wandels meistern

Jede*r wünscht sich einen lebenswerten Landkreis Osterholz mit vitalen Ortskernen, Plätzen zum Verweilen, ruhig, mit sauberer Luft und Natur. Für viele steht dafür „Wohnen auf dem Land“ – bei uns im Landkreis Osterholz.

Der Landkreis Osterholz hat eine Nettozuwanderung aus Bremen und Bremerhaven. Viele Menschen ziehen unter anderem aus der Stadt Bremen in das Umland. Sei es, weil Bau- und Grundstückspreise erschwinglicher sind oder sie die Natur und ländliche Umgebung schätzen. Die Ausweisung immer neuer Baugebiete hat in den zurückliegenden 15 Jahren aber nicht zu einem Bevölkerungszuwachs geführt. Im Gegenteil: Die Zahl der Einwohner*innen blieb zuletzt gleich. Ein Grund dafür ist der demografische Wandel.

Die meisten Bürger*innen wünschen sich bezahlbaren Wohnraum mit gutem und preiswertem ÖPNV, klimaschonend, stau- und geldsparend. Gleichzeitig sind viele auf kurze Wege für die Nahversorgung und soziale Infrastruktur (Einkauf, Kita, Schule, Café, Kultur etc.) angewiesen.

Wir treten daher für das Zentrale Orte Konzept mit wohnortnahen Versorgungsstrukturen ein. Auf dieser Grundlage muss es eine nachhaltige, langfristige Bauentwicklungspolitik im Kreis geben, welche die dort schon lebenden Menschen einbezieht. Diese Politik muss Wohnen, Arbeiten und Freizeit in Einklang bringen. Die Arbeitsweise vieler verändert sich, Homeoffice nimmt zu und Co-working-Räume werden notwendiger. Neue Baugebiete sind zwingend an den ÖPNV anzubinden. Die Pflicht Stellplätze im Innenstadtbereich vorzuhalten ist aufzuheben. Im gleichen Zug sollte das Parken nur in ausgewiesenen Bereichen gestattet sein.

Bezahlbarkeit von Wohnraum sicherstellen

Der Druck der Ballungszentren führt auch im Landkreis zu steigenden Grundstücks-, Bau- und Mietpreisen. Es wird für große Teile der hier lebenden Bevölkerung immer schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Finanziell schwächere Mieter*innen werden verdrängt.

Wir brauchen eine Wohnungspolitik, die günstiges Wohnen sowohl für kinderreiche Familien als auch für Alleinstehende schafft, die barrierefreies Leben für Senioren*innen und Menschen mit Behinderung ermöglicht und eine Vielzahl von Wohnformen bietet. Integratives Wohnen mit Migrant*innen und Geflüchteten wird genauso gebraucht, wie kleine Wohnungen für Singles und Studierende oder auch Wohnungslose, die es besonders schwer haben.

Dies erreichen wir mit der Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises (mit den Gemeinden als Mitgliedern) und durch Verankerung von Quoten für preisgebundene Mietwohnungen in Bebauungsplänen.

Nachhaltige Bauentscheidungen fördern

Auch wenn in verkehrsgünstig gelegenen Orten der Zuzug noch die Nachfrage nach Bauland anheizt, sagen die Bevölkerungsprognosen, dass dieser Trend verebbt.  Bis zum Jahr 2040 wird der Anteil der 19- bis 65-jährigen im Landkreis Osterholz voraussichtlich um 25% sinken.

Kommunen, die heute noch großzügig Baugebiete ausweisen, zahlen langfristig womöglich einen hohen Preis: leerstehende Häuser in verödeten Orten sowie ausufernde Kosten für überdimensionierte Infrastruktur (Straßen, Kanalisation, leere Kindergärten). Mit Folgekostenrechnern können Kommunen heute schon ermitteln, welche Zukunftskosten durch neue Baugebiete wirklich entstehen.

Wir möchten den Landkreis ertüchtigen, die Gemeinden zu unterstützen kommunale Fördermaßnahmen im Bereich Bauen und Wohnen auszunutzen und um nachhaltige Bauentscheidungen zu treffen.

Zukunftsorientierte Flächenpolitik betreiben

Nur eine zukunftsorientierte Flächenpolitik, die sowohl ökologischen wie ökonomischen Belangen gerecht wird, ist hilfreich. Langfristig muss der „Flächenfraß“ im Landkreis bei null liegen, d.h. es kann nur noch so viel neue Fläche in Anspruch genommen werden, wie woanders renaturiert wird. Die Bundesregierung strebt dies erst 2050 an. Wir fordern eine Flächenkreislaufwirtschaft für den Landkreis Osterholz schon ab 2030.

Durch ein Flächenmonitoring können freiwerdende oder brachliegende Flächen neu entwickelt werden. Programme, wo z. B. die junge Generation Wohnraum der alten Generation kauft oder dieser getauscht wird, helfen, Leerstand zu vermeiden. Orte gewinnen wieder an Attraktivität, wenn neue Konzepte umgesetzt werden, wie autofreie Ökosiedlungen, Mehr-Generationen-Häuser, Alters-WGs, Arbeitsmöglichkeiten zu Hause oder in der Nachbarschaft und integrative Wohnformen.

Ökologisch bauen und alte Bausubstanz schützen

Das Bauen von heute bestimmt den Ressourcen- und Umweltverbrauch für viele Jahrzehnte. Wer beim Bauen jetzt faule Kompromisse macht (billiger, d.h. unökologischer bauen), zahlt bald ein Vielfaches drauf. Das Wohnen und Bauen ist eine entscheidende Querschnittsaufgabe: Ökonomische, ökologische und soziale Belange gehören zusammen. Verwendete Baustoffe müssen wiederverwendbar sein und dürfen die CO2-Belastung nicht weiter steigern. Unternehmen mit der entsprechenden Expertise wollen wir im Landkreis ansiedeln. Bestehende, alte Bausubstanz soll geschützt und erhalten werden.