Zukunftsvision für den Moorschutz

Auf große Resonanz stieß die Diskussionsveranstaltung der Grünen Kreis- und Landtagsfraktion zum Moorschutz im Teufelsmoor am Mittwoch (13.7.). Was kann der Moorschutz zum Klimaschutz beitragen? Mit dieser Frage eröffnete die grüne Kreistagsfraktionsvorsitzende Dörte Gedat den Abend. 20.000 Hektar Hoch- und Niedermoorflächen finden sich im Landkreis Osterholz, der Großteil wird landwirtschaftlich genutzt. Aus Sicht des Klimaschutzes sei das Teufelsmoor damit ein „Problemfall“, so beschreib es Dr. Hans-Gerhard Kulp von der Biologischen Station Osterholz. Die entwässerten Böden setzen große Mengen des Klimagases CO2 frei. Der Landkreis Osterholz sei vermutlich bundesweit der Landkreis, der hier am meisten betroffen ist.

Kreislandwirt Stephan Warnken schilderte, wie das Moor vor über 250 Jahren kultiviert wurde. Im staatlichen Auftrag haben sich damals Familien im Moor angesiedelt und haben über Jahrzehnte als Kulturleistung die Entwässerung erbracht. In den vergangen Jahren seien nun die Klimaemissionen der Moore in den Fokus gerückt. Die Landwirtschaft arbeite seit Jahren an dem Thema und sei bereit, sich der enormen Herausforderung des Klimaschutzes zu stellen. Dafür brauche es einen fairen Wertausgleich für die betroffenen Grundeigentümer. Die Landwirtschaft habe sich schon immer verändert, nötig sei aber ein Erhalt der regionalen Wertschöpfung auch mit neuen Produkten.

Landkreis-Dezernent Dominik Vinbruck bestätigte, dass der Landkreis bei den Überlegungen zu einer klimaschonenden Bodenbewirtschaftung schon sehr weit sei. „Die Region zeichnet sich – früher wie heute – durch ihren Pioniergeist aus. Der Landkreis Osterholz bietet sich als Modellregion an, um neue Bewirtschaftungsmethoden in der Praxis zu erproben. Denn hier liegen die besten Voraussetzungen vor, um Erkenntnisse auch auf andere Moorregionen zu übertragen. Doch dafür braucht es Unterstützung von Land und Bund, viel Dialog und ganz viel Geld“, so Vinbruck.

Die grüne Landtagsabgeordnete und agrarpolitische Sprecherin Miriam Staudte zeigte sich beeindruckt von der anpackenden Haltung im Landkreis: „Sie haben einen enormen Vorsprung gegenüber anderen Regionen.“ Staudte beschrieb die enorme klimapolitische Herausforderung: „Der Handlungsdruck ist mittlerweile so groß, dass wir jetzt anfangen müssen, gleichzeitig aber auch evaluieren müssen. Notwendig ist, eine in sich schlüssige Gesamtstrategie in konkrete Maßnahmen herunterzubrechen.“ Staudte forderte neue Institutionen und verlässliche Beteiligungsmöglichkeiten für den Moorschutz. Eine neu zu gründende Landesmoorgesellschaft solle mit den Landkreisen zusammenarbeiten. „Eine Personalstelle  im Umweltministerium und eine im Agrarministerium in Hannover sind zu wenig. Das fachlich komplexe und verständlicherweise emotionale Thema ist zu lange vernachlässigt worden.“ An die Anwesenden richtete sie den Appell: „Der Dialog mit den unterschiedlichen Akteuren beginnt gerade erst. Sie können jetzt die nächsten Schritte mitprägen, damit sich unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten zu einem schlüssigen Konzept zusammenfügen.“ Die vom Bund angekündigten 4 Milliarden Euro für den Moorbodenschutz begrüßte Staudte als einen wichtigen Ausgangspunkt. Perspektivisch seien jedoch deutlich mehr Mittel erforderlich.

v.l.n.r. Herr Vinbruck (LK-Dezernent), Miriam Staudte MdL, Dörte Gedat (Fraktionsvorsitzende Grüne Kreistag), H.G.Kulp (BIOS), Stephan Warnken (Vorsitzender Kreislandvolk)

In der anschließenden Diskussion skizzierten die Podiumsgäste eine mögliche Zukunftsvision: Produkte, die auf wiedervernässten Flächen erzeugt werden, sollen vor Ort zu nachhaltigen Produkten weiterverarbeitet werden. Ein vom Landvolk initiierterArbeitskreis „Aufwuchsverwertung“ erprobt bereits Möglichkeiten, Heu von vernässten Moorstandorten zu Verpackungsmaterial oder Dämmplatten weiterzuverarbeiten, die als Anschauungsbeispiele herumgereicht wurden. Aus dem Publikum kam die Forderung, solche Betriebe in der Region anzusiedeln. Kreislandwirt Stephan Warnken bestätigte, dass ein entsprechender Förderantrag mit Unterstützung des Landkreises Osterholz bereits beim Bund eingereicht sei: „Damit wäre ein Quantensprung geschafft, mit dem Moore vernässt, das Klima geschützt, ökologische Baustoffe produziert und regionale Wertschöpfung geschaffen werden.“

Der Geschäftsführer der kreisweiten Touristik-Agentur Thorsten Milenz erläuterte, dass neben der Aufwuchsverwertung auch der Tourismus noch erhebliches Potential hat, um zusätzliche Einkommen in den landwirtschaftlichen Betrieben zu generieren. Außerdem würde auch Urlaub in Deutschland statt Flugreisen dem Klimaschutz dienen.

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